Chance für Veränderungen in der Ortsmitte

Rudersberg-Schlechtbach. Beim Sommerempfang vor einer Woche hat Bürgermeister Raimon Ahrens bereits angekündigt: Schlechtbach stehen bedeutende Veränderungen bevor, weit über die Gestaltung der Ortsein- und -ausfahrt hinaus. Bei einer Infoveranstaltung zur geplanten Ortskernsanierung am Montagabend konnten sich die Schlechtbacher nun auch mit eigenen Vorstellungen einbringen.

Mit der Aufnahme des Rudersberger Ortsteils Schlechtbach in das Landessanierungsprogramm stehen Fördermittel zur Verfügung, die nicht nur eine umfassende Neugestaltung der Ortsmitte ermöglichen, sondern auch für private Bauherren zahlreiche Chancen eröffnen.

Für das Sanierungsgebiet steht ein Förderrahmen von einer Million Euro zur Verfügung. 600 000 Euro davon kommen vom Land und 400 000 Euro von der Gemeinde. Zusätzlich fließen für die Sanierung des Kindergartens „Pappelweg“ 184 000 Euro aus dem Bund-Länder-Investitionspakt „Soziale Integration“. Bis es an die Umsetzung geht, dauert es allerdings noch etwas. „Die Sanierung des Ortskerns soll im Jahr 2028 abgeschlossen sein“, [Korrektur vom 20. Juli 2019] informierte Bürgermeister Raimon Ahrens. Würde die Gemeinde sie durchführen, ohne die Bürger einzubinden, wäre das für ihn „Verschenken von Ressourcen und Chancen“. Er forderte daher im Bürgerhaus dazu auf, „Ideen zu sammeln und vorzutragen, gemeinsame Ziele und Interesse aufzuzeigen“.

Förderungswürdig im Rahmen der Ortskernsanierung, berichtete Isabell Rühl, die Projektleiterin Städtebauliche Dienstleistungen bei der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH, seien zum Beispiel der Ankauf von Grundstücken durch die Gemeinde, die Herstellung und Änderung von Straßen, Wegen, Plätzen, Parkflächen, Grünanlagen und Spielplätzen, die Schaffung und Modernisierung von Verwaltungsgebäuden, Kinderbetreuungseinrichtungen, Versammlungsräumen, Begegnungsstätten und Mehrzweckhallen, aber auch die Modernisierung von Gebäuden durch Privatpersonen „zur Beseitigung von Missständen und Mängeln durch bauliche Maßnahmen, die den Gebrauchswert des Gebäudes nachhaltig erhöhen“.

Hierfür, wie auch für den Abbruch von Gebäuden oder Gebäudeteilen und die anschließende Neubebauung mit Wohnraum könnten direkte Zuschüsse gewährt werden, zudem bestehe die Möglichkeit zur erhöhten steuerlichen Abschreibung.

Förderfähig seien konkret energetische Modernisierungen wie Fassaden- und Dachdämmung und der Einbau neuer Fenster, die Modernisierung des Heizsystems, die Erneuerung der Sanitär- und Elektroanlagen sowie Leitungen, Innen- und Dachausbau, Malerarbeiten, Erneuerung von Bodenbelägen oder der Einbau von Solarthermieanlagen.

Inzwischen habe man 224 Fragebögen an die Eigentümer, Mieter und Pächter der betroffenen Liegenschaften versandt. 42 Fragebögen seien zurückgekommen; davon hätten 67,74 Prozent signalisiert, sich an der Sanierung zu beteiligen, da sie die Qualität ihres Gebäudes, ihrer Wohnung beziehungsweise ihres Betriebsstandorts durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt sehen: Erschütterungen (32,35 Prozent), Geruch und Rauchgase (23,5 Prozent), Lärm (47,06 Prozent), Verschmutzung (25,47 Prozent), Vandalismus (2,94 Prozent) oder sonstige Ursachen (11,75 Prozent).

Die Aufforderung, die persönlichen Wünsche für eine Ortskernsanierung auf Karten zu formulieren, brachte ein Sammelsurium an Antworten, das ein großes Spektrum abdeckte: von einer lebendigen Ortsmitte mit Sparkasse, Bäckerei, Dorfladen, Internetund Gasanschluss über Fahrradwege und Fußgängerübergänge, Ampelanlagen (wobei sich manche auch keine Einschränkung des Verkehrs durch Ampeln oder Geschwindigkeitsreduzierungen wünschten), Durchfahrverbot für Lkw und Umgehungsstraßen bis hin zu Hochwasserschutz und an die Arbeitszeiten angepasste Betreuungszeiten in Kindergärten, Krippen und Grundschule.

Für Ortsvorsteher Rudolf Scharer stellt die Ortskernsanierung eine Chance dar, wie sie sich in den kommenden Jahren sicherlich nicht noch einmal bieten werde. Sie ermögliche es sowohl Hauseigentümern wie auch der Gemeinde, unter optimaler Ausnutzung der vorgesehenen Fördermöglichkeiten und Steuererleichterungen, das Erscheinungsbild Schlechtbachs auf Jahrzehnte zu gestalten und gemeinsam einen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität zu leisten.

© Text Schorndorfer Nachrichten, 17. Juli 2019 mit Korrektur 20. Juli 2019, Wolfgang Gleich © Bild WHS Wüstenrot